Gebräuche auf Ameland
Sitten & Gebräuche;
Etwas mehr als Sonne, Strand und Urlaub sollte man schon von seinem Gastgeber wissen, daher habe ich mich bemüht bzw. bemühe mich ständig weiter dem Besucher meiner Website auch Informationen über die Insel Ameland an die Hand zu geben, die man normalerweise während eines Urlaubs nicht unbedingt erfährt.
Ich wünsche Ihnen trotzdem viel Spaß beim Lesen der Informationen und vielleicht treffen Sie während Ihres Inselaufenthaltes auf das eine oder andere was Sie hier gelesen haben, oder Sie haben das Glück an einer der vielen Veranstaltungen teilzunehmen, die die Amelander Musikgruppen und - vereine während der Saison für Sie durchführen.
Amelander Shantykoor
Der Amelander Shantykoor
Weit über die Amelander Grenzen hinaus bekannt wie ein "bunter Hund" ist der Amelander Shantykoor der mit Auftritten auch im Ausland auf sich aufmerksam machte und jedes Jahr aufs Neue seine Fans begeistert.
Wir wünschen viel Spaß mit dem Amelander Shantykoor.
Wichtiger Hinweis zum nachfolgenden Sunterklaazen:
Diese Veranstaltung ist eine reine Veranstaltung von Amelander für Amelander.
Touristen sind von der Teilnahme ausgeschlossen und an diesem Abend auch nicht gern gesehen.
Es wird bereits bei der Überfahrt auf der Fähre mit entsprechenden Hinweisen darauf aufmerksam gemacht und auf die speziellen Verhaltensregeln hingewiesen.
Eine große Bitte daher von ameland-tips; verzichten Sie darauf an dieser Veranstaltung teilnehmen zu wollen, oder evtl. Fotos davon zu machen, akzeptieren Sie bitte das Sie an dieser Veranstaltung nicht teilnehmen können.
Die Amelander danken es Ihnen an 364 Tagen im Jahr, an denen Sie für Sie in der bekannt freundlichen Art da sind.
Wenn es nach den Herbstferien endlich wieder ruhiger wird, auf der Insel und der Amelander sich ein wenig von der hektischen Urlaubssaison erholen kann, beginnt eine andere Unruhe an ihm zu nagen: höchste Zeit fürs "Sunterklazepak"!
Sunterklaas auf Ameland ist ein Männerfest, bei dem von Geschenken keine Rede ist und das überhaupt keine Beziehung zum Geburtstag des alten Bischofs von Myra hat. Der Ursprung des Festes ist vollkommen unklar. Die Heftigkeit und Mystik, vor allem aber das dominante Auftreten der erwachsenen Männer tragen deutlich einen heidnischen Charakter. Jeder Amelander, der achtzehn Jahre oder älter ist und etwas auf sich hält, macht dabei mit.
Zu den ersten Vorbereitungen gehört das Anfertigen des Kostüms, das niemand vor dem großen Abend sehen darf, denn eine der wichtigsten Spielregeln ist, dass der "Sunterklaas" bis zur Demaskierung am Ende des Abends unerkannt bleiben muss. An dunklen Herbsttagen werden zahllose Stunden am Kostüm gearbeitet. Es gibt sie in allen Variationen; das schönste Kostüm ist und bleibt jedoch das traditionelle Amelander "Sunterklazepak". Es besteht aus einem weißen Overall, über dem ein ebenfalls weißes Cape getragen wird. Dieses Cape wiederum besteht aus zahllosen weißen Papierstreifen, die sorgfältig und mit viel Geduld auf ein Bettlaken genäht werden, das danach wie ein weißer Mantel aussieht. Das Meisterstück an diesem "Sunterklazepak" befindet sich jedoch auf dem Rücken des Mantels.
Dabei wird mit buntem Papier gearbeitet und das Resultat ist vorzugsweise eine Darstellung einer aktuellen Amelander Situation, die im vergangenen Jahr die Gemüter besonders erregt hat. Nicht jeder darf ins "pak", auf gar keinen Fall Frauen und auch keine Jugendlichen. Für die Jungen zwischen 12 und 18 Jahren ist am 4.Dezember "kleine Sunterklaas". Dann geht es noch sehr gemütlich zu, denn dieser Abend ist eigentlich eine Art "warming up" für den großen Tag. Am 5.Dezember wird es jedoch Ernst.
Vieles wird sich im Laufe der Jahrhunderte auf Ameland geändert haben, aber "Sunterklaas" ist immer noch einer der großen Festtage.
Sobald die Abenddämmerung hereingebrochen ist, kommen die "baanvegers" in Aktion. Es sind spukhafte Erscheinungen, die, gewickelt in weiße Gewänder, melancholische Laute auf Büffelhörnern oder ähnlichen Blasinstrumenten produzieren. Sie haben die Aufgabe, Kinder und Frauensleute von der Straße zu jagen. Von diesem Augenblick an haben nämlich die Männer die Alleinherrschaft auf der Insel. Wehe demjenigen, der meint, dass er dies nicht ernst zu nehmen braucht. Jeder, der diese Regel missachtet, wird hart angefasst. Alle Amelander kennen jedoch die Regeln und respektieren sie. Die Frauen sitzen schon lange in einer Wirtschaft beieinander oder in einer der vielen Wohnungen, die für diesen Abend zu "open huizen" erklärt wurden.
Sobald die "baanvegers" ihre Arbeit hinter sich gebracht haben, herrscht absolute Ruhe auf den Straßen. Es ist stockfinster, denn die Straßenleuchten brennen nicht. Es ist darum auch nicht festzustellen, wo die wunderlichen Gestalten hergekommen sind, die plötzlich überall auftauchen. Erst erkunden die "Sunterklaazen" die Umgebung. Auch Sie haben nur Büffelhörner o.ä. bei sich, mit denen sie knurrende Geräusche machen oder durch die sie sprechen, um ihre Stimme nicht zu verraten. Begegnen sie anderen "Sunterklaazen" oder "Omes", wie sie auch genannt werden, dann fangen sie an zu "voesten". Das machen sie meistens dann, wenn sie glauben, eine verkleidete Frau oder einen Jungen unter 18 Jahren vor sich zu haben. Dass "voesten" -einander die Hand geben- geschieht so fest, dass eine Frauen- oder Jungenhand in der Regel schnell erkannt wird.
Wird einer entlarvt, dann kommt er nicht ohne ein paar blaue Flecken davon und ist das Fest für diesen dreisten "Sunterklaas", der die Regeln nicht einhalten wollte, endgültig vorbei. Zu früheren Zeiten wurden Frauen, die sich während der verbotenen Stunden auf die Straße wagten, ins "jarregat" -Jauchegrube- geworfen. Der Gestank von dieser Demütigung verfolgte sie noch tagelang. Heutzutage ist man etwas sanfter, aber der "Ome" will immer noch deutlich merken lassen, wer etwas zu sagen hat. Das kommt auch beim Betreten einer Wirtschaft oder eines "open huis" zum Ausdruck, wo die Frauen und Kinder sich versammelt haben. In den Häusern, die offen sind, wird Musik gemacht. Wenn möglich, soll es Akkordeon-Musik sein; das ist das Instrument, das der traditionsbewusste Amelander an diesem Abend am liebsten hört.
Dabei wird so manches Tanzbein geschwungen. Die "Sunterklaasen", die ihr Gesicht hinter einer Maske verborgen haben, Handschuhe und Kopfbedeckung tragen, um nicht erkannt zu werden, ticken mit dem Stock, den sie in der Hand halten, auf den Boden vor der Frau, mit der sie tanzen möchten. Damit verlangen sie, dass die Frau über den Stock springt und dadurch erneut seine Alleinherrschaft akzeptiert. Diese Zeremonie gehört ganz und gar zum "Sunterklaas" und ist nicht mehr wegzudenken. Die Amelanderin kennt diese Zeremonie. Sie ist so folgsam wie ein Lamm, morgen ist sowieso alles wieder beim Alten!!......
De Amelanders Volkstanzgruppe
De Amelanders Volkstanzgruppe
Seit Januar 1962 hat Ameland eine Volkstanzgruppe. Das sind "De Amelanders", die sich dem Verband folkloristischer Gruppen in den Niederlanden angeschlossen haben. Im Sommer treten "De Amelanders" regelmäßig für Touristen auf. Beim Klang von Akkordeon-Musik werden traditionelle Volkstänze aufgeführt, die früher in dieser Umgebung beliebt waren. Die Gruppe ist sehr aktiv; auch anderswo in den Niederlanden ist sie ein gern gesehener Gast. Auftritte im Ausland bei folkloristischen Festivals sind ebenfalls keine Seltenheit.
Die Tanzgruppe trägt Kostüme, die um 1850 - die Zeit der Krinoline- auf der Insel getragen wurden. Die Frauen trugen damals weite, lange Röcke mit schlanker Taille und als Kopfbedeckung eine Haube aus drei Batiststreifen. Das die Mode damals nicht einheitlich war, ist deutlich an den vier verschiedenen Jäckchen zu erkennen; die Ärmel und die Ärmelansätze sind alle unterschiedlich. Die dezenten Farben, wie das sanfte Braun, das tiefe Bordeauxrot, das Lindengrün und manchmal auch das prächtige Blau, kontrastieren mit den schneeweißen Häubchen.Die Männertracht war etwas bescheidener und besteht nun aus einer langen, schwarzen Tuchhose, einem langen Jackett und einer hohen, seidenen Kappe.
Unter dem Jackett, das beim Tanzen ausgezogen wird, trägt der Mann einen "hemdrok", ein Jäckchen aus wunderschönem französischem Damast, besetzt mit silbernen Knöpfen.
Um den Hals trägt er ein schwarzes Seidentuch. Auch diese Jäckchen haben dezente Farben, blau, champagnerfarbig, goldgelb und grün. An diesen kostbaren, rekonstruierten Kostümen ist deutlich der damalige Wohlstand der Inselbewohner zu erkennen, obwohl der Höhepunkt des blühenden Zeitalters auf Ameland, verursacht durch die Schifffahrt, in 1850 schon wieder vorbei war.
Kontaktadresse:
Folkloristische Dansgroep "De Amelanders"
Fostaland 1
9163 JX Nes Ameland
pj.borsch@chello.nl